Schöne Gedichte von und über die Liebe, moderne und unbekannte Liebeslyrik, kurze und lange Liebesgedichte aus dem 19./20. Jh. bis in die Gegenwart.
Manchmal
Manchmal, nur ein kleines Wort,
eine Geste, ein Lächeln, eine Zuwendung,
vertraut und doch immer wieder
erhitzt mich dein Blick und es wäre
Verschwendung ihm nicht nachzugeben.
Nicht einmal das Säuseln des Windes hätten wir
gehört und nichts hätte uns jetzt ablenken oder gar
erschrecken können, jetzt, wo die Zungen nach süssem
Prickeln suchten und ein Saugen und Gieren mit Mund und Augen,
ein Atmen ohne Schweigen, unsere Schritte über alles tragen
wollte. Sogar wer weiss wohin wir gar nicht wissen wollten.
Steinig der Weg zur Liebe,
mal scheint die Sonne,
mal ist es trübe.
Harmonie windet sich im Kranz.
Doch Sorgen werden kleiner,
wenn Wünsche sich verwehn im Tanz.
Sich berühren lassen von Worten,
Gedanken und Geschichten,
eintauchen in Zeichen
über Raum und Zeit
sich erheben, und in einer
Sinnlichkeit sich verlieren,
atmen....
aus roten Stunden wollen wir
Legenden weben tragisch voller Liebe
wie Legenden nun mal sind
die mit leiser Stimme vorgetragen
immer in der Art von Feuer enden
die das Herz sich wünscht und
der Verstand verflucht die mit
Wehmut vorgetragen und
mit gutem Wein als Abgesang der Alten
klingen die da meinen alles längst gelebt
gesehen ja gefühlt und doch in roten Stunden
ihre warme Würze rückhaltlos vergeben
selbst die Haut vor Hitze glühend machen
und in Augen jene Bilder auferstehen lassen
die uns Halt und Hoffnung geben
für das Dunkel in der Welt da draussen
für den Winter unserer Liebe.
Das Licht wird heller,
eine Ahnung von
Schmetterlingsgeflüster
liegt im neuen Tag.
Farben brauchen Zeit,
wie das Alphabet des Jahres.
Frühlingsduft ist mein Gebet.
Wenn ich deine Zeilen lese,
neckt ein Halm
meinen träumenden Mund,
wiegen mich Gräser
in das himmlische Blau,
treib ich mit den Wolken
über die Lichtung
in ein inneres Land.
Wenn ich deine Zeilen lese,
tauche ich ein
in die Stille zwischen den Feldern.
wenn die zeit schweigt
für einen moment
das meer innehält
werde ich still:
der sand gefriert
so wie dein lächeln
am ufer das schilf
ein gegenwärtiges gemälde
und wenn meine hand
sich zu deiner neigt
beginnt der sand
über dein gesicht zu rieseln und
mein wort und der wind
nimmt die stille
auf seine schwingen
und das meer lebt
und das land lebt
und wir
schweigen
nicht länger.
Mir gibt keine Rose eine Stütze
Ich halte mich fest an Ungereimtheiten
Und sage morgen, ja morgen
Beginnt das Leben
Du fragst mich dann ob ich dich liebe
Ich überlege was Liebe ist und warum
Menschen immer alles so genau
Wissen wollen und denke an all die
Unbeschriebenen leeren Blätter
Die zu füllen wären mit Worten und
Antworten und ob das wirklich
Einen Sinn macht
Auf eins der Blätter schreibe ich dann
Mit grossen Buchstaben:
Ich will mit dir ins Gras fahren,
die Wiesen riechen so gut,
und dir durchs Haar fahren,
und in meinem Herzen die Glut
ahnen, sie aus der Haut fahren,
täte gut, aber braucht Mut.
Deine Freundschaft
hat den Regenbogen in mein Auge gelacht.
Mein Herz
hast du in Seidenpapier gewickelt
und die Seele
zum tanzen gebracht.
Bunt, das Leben prickelt.
Es ist so viel buntes Geschehen
so viel lebendes Leben um mich -
ich könnte atmen und sehen
und könnte das Schönste verstehen,
wenn ich eines nicht hätte: dich.
So aber bist du mir das Leben,
und das andre ist stumpf und leer.
Und alle Wellen verebben
und können mir gar nichts geben,
das so fern wär' wie du und so schwer.
Auf Rosenblätter will ich seinen Namen und sein Leben hauchen,
Damit die Nachtigallen, wenn sie mild in schwüle Düfte tauchen,
Sein Lob aus allen Zweigen klingend singen –
Und ihm die Liebe einer Welt erringen!
Lass die Zeit nur flüchten, stürmen:
Bange nicht, denn einer ist,
Der dich lieben wird und schirmen,
Wenn dich alles einst vergisst.
Aus den blinden Daseinswegen
Führt zu ihm ein dünner Pfad,
Wirst das Haupt zur Ruhe legen,
Das noch nicht gerastet hat.
Deine Hände wirst du falten,
Abgelöst vom Baum der Welt,
Und ein Schlummer wird dich halten,
Wie ein Herz die Liebe hält.
(David Goldfeld, 1904-1942, Österreich-Ungarn, heute Ukraine)
Du bist nicht da
Ich gehe wie mein eigner böser Geist
In meiner Wohnung um und um und um.
Mein Schatten folgt mir eilig, still und stumm,
Ich fühle eng und lauernd mich umkreist,
Ich fühle mich verloren und entgleist.
Du bist nicht da. - Das macht die Welt so dumpf.
Ich höre nichts, als meinen eignen Schritt,
Der läuft geschäftig mit mir mit und mit ...
Die Zeit indes schleicht langsam, träg und stumpf
Und mündet trüb in einem trüben Sumpf.
(Lessie Sachs, 1897-1942, deutsche Dichterin)
Cornelia
Du bist mir so fern!
Ich hätt Dich so gern!
Komm in die Straßenbahn,
Ich hör Dich schon nah'n,
Aufsteigt mein Liebeswahn.
Wann kommst Du an?
Wann, o wann!?
(Kurt Schwitters, 1887-1948, deutscher Künstler, Maler, Dichter)
Vergebens bemühen
Dass wir uns lieben, hab ich abgestritten,
Mit heftigen Worten hab ich es geleugnet,
Ich habe mich so angestrengt mit Leugnen,
Wie man sich anstrengt, wenn man einen Lastkahn
Am Kap des leuchtenden Naniwa-Hafens
Mit einem Seile mühevoll dahinzieht, -
Und dennoch bin ich, nichts hat mir genützt,
In das Gerede aller Welt gekommen!
(Unbekannter Autor, japanische Liebeslyrik)
In der Nachdichtung von Hans Bethge 1876-1946.
Hoffnung
Ich denk an dich. Auf meiner Träumerei
Rauschenden Flügeln kommt ein neuer, hoher
Poetischer Gedanke mir; ihm ein' ich
Das alte tote Glück in meiner Seele.
Ich hoffe meiner Sehnsucht ganze Kraft
Dem neugeplanten Dichtwerk zu verleihen.
In dieser Hoffnung werf ich alle Qualen
Und allen meinen Kummer von mir ab.
(Dschenab Schehabüddin Bey, 19. Jh., türkische Liebeslyrik)
In der Nachdichtung von Hans Bethge 1876-1946.
O Mondlicht, wunderbares
O Mondlicht, wunderbares,
Ein Jahr ist's, seit im Hag
Dein Leuchten schien, dein klares
Mir zum Verlobungstag!
O dunkellaub'ge Rüstern,
Noch rauscht von Baum zu Baum
Der Winde sanftes Flüstern,
Und klingt in meinen Traum!
O Strom im Dämmerweben,
Laß blinken deine Flut,
Ein Theil von meinem Leben
In deinem Schooße ruht!
O Sterne, unsre Liebe
Habt ihr allein belauscht,
Als heißer Sehnsucht Triebe
Zwei Herzen hold getauscht.
O sel'ge Nacht, gieb wieder
All ihre Küsse mir;
Wo nicht, so send' ihr nieder
Vielsüßen Traum von mir.
(James Russell Lowell, 1819-1891, amerikanischer Lyriker, Essayist)
Liebevolle Gedichte, Sprüche und Zitate mit allgemeinen Geburtstagswünschen.
Unterricht - Wissen
Erklär mir Liebe
Texte, Anregungen und Entwürfe zu einer
literaturgeschichtlichen
Behandlung von Liebeslyrik im Unterricht bei lehrerfortbildung-bw.de.