Liebevolle Worte in Poesie, gefühlvolle Gedanken, ob als Inspiration, zum Nachdenken oder Schenken, Gedichte der Liebe kann man immer brauche. Hier erhalten Sie schöne Reime und Verse von, über und an die Liebe. Jahreszeitliche Gedichte, Glück- und Geburtstagssprüche, Naturlyrik, für Festtage und viele andere Liebesgedichte.
Aus dem Himmel
Vielleicht was raussreissen aus dem Himmel
und ein kleines grosses Glück schmieden daraus,
für dich und wieder dich, und dann wie immer
auf etwas fliegen und aussteigen und daraus
aufsteigen und doch zweifeln
und hinaus,
und wieder den Himmel sehen und sterben.
Der Morgenschlaf umfing mir heut
Nur halb noch Aug' und Sinn,
Da rauscht' es leise mir zuseit
Durch die Gitarre hin.
Was ist es, das dich reden heißt,
Wird dir die Nacht zu lang?
Berührte dich vielleicht ein Geist,
Träumtest du von Gesang?
Doch ganz erwacht verstand ich sie.
Horch, sprach der Ton, ich kling',
Und froh durchbebt's mich schon so früh.
Du aber dicht' und sing'!
O gerne folgt' ich solchem Wort,
Sieh, beide sind wir da.
Gitarre rauschet im Akkord,
Und ich auch singe ja.
Wol giebt es Süßes, Liebes viel,
Wer's nur vernimmt und sieht,
Und mir gefällt Gesang und Spiel,
Zumeist ein schlichtes Lied.
Doch diese holden Güter, traun,
Wie könnten sie erfreun?
Sie sind nur da, den edlen Fraun,
Den holden sie zu weihn.
O dir, die du so sanft und mild,
Klingt Lied und Leier an,
Und meine Seel ist freuderfüllt,
Daß ich dir singen kann.
(Karl Ludwig Kannegießer, 1781-1861, deutscher Übersetzer, Schriftsteller, Gymnasialdirektor, Romanist und Anglist)
Über den Wolken
— Du wandertest weit —
— Ich kam zu dir —
— Was zog dich her? —
— Der Goldreif an deiner Stirn,
Dein leuchtend weißes Gewand —
— Du liegst mir zu Füßen —
— O Herrin du —
— So sei denn mein. —
(Erich von Mendelssohn, 1887-1913, deutscher Schriftsteller, Übersetzer, Dichter)
An die Liebe
Alle suchen sie dich
und überall lockst du.
Aus tausend Verhüllungen schimmert
dein unenträtselt Gesicht.
Aber wenigen nur
gewährst du Erfüllung,
selige Tage, reines Glück:
Zärtlich wehn dich die Blumen,
die scheuen Gräser,
der Schmetterlinge heiterer Flug;
wilder der Wind
und das ewig sich wandelnde Meer.
Wunderbar strahlst du
aus den Augen des Menschen,
der ein Geliebtes
in seinen Armen hält,
vom tönenden Sternenhimmel überwölbt.
In die zitternde Seele
schweben Schauer
von Leben und Tod.
(Francisca Stoecklin, 1894-1931, schweizer Dichterin)
Die Tage leben
Die Tage leben, in den Sommer hinein
und so leicht und schwerelos sein
mit der Liebe und den Sorgen
bis es wieder schneit.
Sonne, Feuer, Weib und Meer:
Das sind die heiligen vier Schöpferwunden,
die bluten in den glänzenden Traumstunden
und singen ein Lied von ewiger Wiederkehr.
(Alfred Mombert, 1872-1942, deutscher Schriftsteller, Lyriker)
Quelle: Hundert Gedichte vom himmlischen Zecher,
Verlag Langewiesche-Brandt, 1992.
Ihr müsst dies Herz nicht schelten,
Das sich so schwer ergiebt,
Könnt' schneller es gesunden,
Dann hätt' es nie geliebt.
Es gliche dann sein Fühlen
Ja nur dem Morgenthau,
Den eine Sonnenstunde
Hinwegküsst von der Au.
Dann wär' es wie die Welle,
So leicht und schnell erregt,
Und wie der Sommerfaden,
Den jeder Hauch bewegt.
Doch ach! es gleicht dem Felsen,
Der sich nicht beugen lässt;
Wie er am Schooss der Erde,
Hält es sein Fühlen fest.
Weil man darauf kann bauen,
Wie auf den Felsengrund,
Weil es ein Starkes, Festes,
Wird es so schwer gesund!
(Marie-Luise Büchner, 1821-1877, deutsche Schriftstellerin)
Lenzliebe
Willst du in Wonne schweben
Im Philomelenmai:
Flicht dir ein I ins Leben,
Daß Leben Liebe sei.
In Sonnengluth und Glänzen
Glüht Sinn und Seele neu.
Wir glänzen mit im Lenzen.
Wie selig ist der Mai!
(Karl Lappe, 1773-1843, deutscher Dichter)
Segen der Natur
Es gibt so stille Feierstunden
Der Seele, wo sie Alles trägt,
Wo sie trotz allen ihren Wunden
Des Friedens Athem nur bewegt.
Wie blieb er lange mir so ferne,
Der Ruhe stiller Zauberkreis,
Wo, gleich dem wandellosen Sterne,
Man nichts von Schmerz und Sehnsucht weiss.
Natur, mit deinem milden Segen,
Du bist's, die mich so sanft umfängt!
Die heute mir auf allen Wegen
Nur Lebensmuth entgegen drängt.
Es rauscht der Bach zu meinen Füssen
Mir Ruhe! Ruhe! leis' in's Ohr;
Die blauen Berge freundlich grüssen,
Die Bäume flüstern süssen Chor.
Und wie die Sonne strahlend lächelt,
Auf jedem Blatt sich glänzend bricht,
Scheint sie von heitrer Lust umfächelt,
Wie hold ein Kinderangesicht. –
O bleibe fest in meinem Herzen,
Moment – vom Grame unentweiht;
Sei mir ein Schild für alle Schmerzen,
Ein Balsam jedem ferner'n Leid!
(Marie-Luise Büchner, 1821-1877, deutsche Schriftstellerin)
Die Flut der Leidenschaft
Die Flut der Leidenschaft,
sie stürmt vergebens
Ans unbezwungne feste Land -
Sie wirft poetische Perlen an den Strand,
Und das ist schon Gewinn des Lebens.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter)
Sonett
Wie ich Dich liebe, möcht' ich gern Dir sagen,
Wie all mein Denken Dir sich muß verbinden,
Zum schönen Kranze möcht' ich für Dich winden
Mein süßes Glück und meine stillen Klagen.
Doch was ich auch ersann, fühl' ich entschwinden,
Wenn Du mir nahest, und mit bangem Zagen
Mag ich es nimmer auszusprechen wagen,
Die rechten Worte weiß ich nicht zu finden.
Nicht eigenmächtig kann den Schritt ich lenken,
Du schriebst die Bahn mir vor, nun muß ich immer
Umkreisen Dich, Du wunderbare Sonne.
In Deiner Nähe flieht, ein matter Schimmer,
Vergangenheit und Zukunft meinem Denken,
Dann fühl' ich nur des Augenblickes Wonne.
(Johanna Schultze-Wege, 1844-1918, deutsche Dichterin)
Liebesgedichte 13. Jh.
Der ist kein Liebender
Der ist kein Liebender, der nicht
bewegt ist wie der Geist,
Der nicht bei Nacht wie ein Gestirn
den schönen Mund umkreist.
Beherzige von mir dies Wort,
das keine Torheit ist:
Die Fahne kann nicht tanzen, wenn
an ihr kein Sturmwind reisst.
Ich stürbe gern vor Liebe,
ach könnt es nur geschehn,
denn jenen, den ich liebe,
den habe ich gesehn
mit meinen lichten Augen
in meiner Seele stehn.
Die Braut, die ihren Liebsten in sich hat,
braucht nicht sehr weit zu gehn.
(Mechthild von Magdeburg, 1207-1282, Mystikerin)
Die Ballade von den schönen Frauen von Paris
Schöne Frauen gibt es überall
auf der weit und breiten Erdenwelt,
ob am Tiber oder Senegal,
im Palast und im Zigeunerzelt,
ob sie braun sind oder schwarz verbrannt,
ob von Flandern oder Samarkand,
Japanesin oder Niggerweib,
Ebenholz- und Alabasterleib:
Keine Frau auf Erden küßt so süß
wie die schönen Frauen von Paris.
Auch in Polen und in Wien und Rom,
in der Steppe und vom Kaukasus
bis zum Nil und Amazonenstrom
sind die Frauen wild nach einem Kuß.
Auch in Preußen, Holland und Madrid,
(Eskimo und Lappen zählen mit!)
wird von früh bis Mitternacht geküßt.
Aber daß ihr auch noch dieses wißt:
Keine Frau auf Erden küßt so süß,
wie die schönen Frauen von Paris.
Selbst die Fraun im grauen Altertum:
Königin von Saba, Niobe,
Dalila, Astarte, und der Ruhm
der Lucinde, Sappho, Kandacé,
Helena, Lacmé und Potiphar,
muß verblassen und ins Nichts zergehn
wie der weiße Schnee, der gestern war.
Nur das Wort, das soll hier bleiben stehn:
Keine Frau auf Erden küßt so süß,
wie die schönen Frauen von Paris.
Zum Geleit:
Drum hab ich nicht lange nachgedacht
und auf ihren Leib dies Lied gemacht:
Keine Frau auf Erden küßt so süß,
wie die schönen Frauen von Paris.
(François Villon, 1431- nach 1463, französischer Dichter)
Bekannte Gedichte der Liebe
Ein kleines Lied
Wie geht's nur an,
dass man so lieb es haben kann,
was liegt darin? Erzähle!
Es liegt darin ein wenig Klang,
ein wenig Wohllaut und Gesang,
und eine ganze Seele.
(Marie von Ebner-Eschenbach, 1830-1916, österreichische Schriftstellerin)
Die Uhr zeigt heute keine Zeit
Ich bin so glücklich von deinen Küssen,
Daß alle Dinge es spüren müssen.
Mein Herz in wogender Brust mir liegt,
Wie sich ein Kahn im Schilfe wiegt.
Und fällt auch Regen heut ohne Ende,
Es regnet Blumen in meine Hände.
Die Stund', die so durchs Zimmer geht,
Auf keiner Uhr als Ziffer steht;
Die Uhr zeigt heute keine Zeit,
Sie deutet hinaus in die Ewigkeit.
(Max Dauthendey, 1867-191, deutscher Dichter, Maler)
Heimlicher Jubel
Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
Mein Herz bricht vor Glück, wenn ich dich denke!
O gib – o schenke,
Ein leises Grüssen der Fernen!
Herrlicher, Süsser, Schöner.
Der du Grosses erstrebst!
Ich jauchz es bis zu den Sternen:
Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
Ists möglich, daß ich, Liebchen, dich kose,
Vernehme der göttlichen Stimme Schall!
Unmöglich scheint immer die Rose,
Unbegreiflich die Nachtigall.
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)
Hier im Wald mit dir zu liegen...
Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet,
in das Flüstern, in das Rauschen
leise liebe Worte mischend,
öfter aber noch dem Schweigen
lange Küsse zugesellend,
unerschöpflich - unersättlich,
hingegebne, hingenommne,
ineinander aufgelöste,
zeitvergeßne, weltvergeßne.
Hier im Wald mit dir zu liegen,
moosgebettet, windumatmet ...
(Christian Morgenstern, 1871-1914, deutscher Schriftsteller, Übersetzer, Dichter)